Eine andere Welt

Es ist halb 10 Uhr abends, wir haben das Beach-Volleyball abgebrochen wegen einem starkem Wind und anschließendem Regen. Jetzt hat es wieder aufgehört und es hat immer noch 29°C! Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich wusste zwar dass es in Afrika warm ist, aber so richtig über die Folgen der Hitze habe ich nicht nachgedacht.


Also eins nach dem anderen: der Sechs-Stunden-Flug in einer Lufthansa Airbus A 330 Maschine war sehr angenehm. Leider hatte ich keinen Fensterplatz trotzdem habe ich beeindruckt mit verfolgt, dass wir von Frankfurt aus nach einer Stunde schon über den Alpen waren und dass wir nach einer weiteren Stunde bereits über dem Mittelmeer hinweg waren! Das ging wirklich schnell, jedoch kam dann die Sahara und über die flogen wir lange, also wirklich lange. Sand, Sand und noch mal Sand, gigantisch!


Im Flugzeug saßen unter den ganzen Passagieren Waldemar, ein Kommilitone aus Mosbach und Philipp, ein Praktikant, der gerade seinen Bachelor in Gießen gemacht hat und der auch in unserem Camp wohnt, wie sich später heraus stellte. Wir alle arbeiten bei JBI, jedoch auf verschiedenen Baustellen in Abuja.


 Kurz vor der Landung macht der Pilot eine Durchsage und meint dass wir pünktlich unser Ziel erreichen und dass es 38°C momentan in Abuja hat. Was? Hatte ich das richtig verstanden? Er sagte das eben so nüchtern, aber wann habe ich das letzte Mal 37°C gefühlt?  Als wir aus dem Flugzeug ausstiegen wurde mir bewusst, wie heiß es wirklich war. Ich in Jeans und Pulli aus dem 18°C kalten Flugzeug raus und mir lief schon der Schweiß bloß beim Warten in der Schlange vor der Einwanderungsbehörde. Die 3 Ventilatoren in dem überschaubaren Terminal haben da auch nicht viel gebracht.


Als wir unser Gepäck entgegengenommen hatten wurde es uns gleich wieder abgenommen von einem afrikanischen Mitarbeiter der Firma. Er lud alles auf einen Gepäckwagen und fuhr damit die Straße entlang. Wir verstanden erst nicht so recht und folgten ihm unauffällig bis wir schließlich in einem klimatisierten (Hallelulia!) Kleinbus saßen, der uns zum Camp brachte. Dort angekommen wurden wir von Tamara, der Praktikantensprecherin begrüßt, bekamen unsere Wohnungsschlüssel und wurden kurz über das wichtigste informiert.


Zwei Minuten nach dem wir unsere Taschen im (zum Glück klimatisierten) Zimmer abgestellt hatten blitze es draußen und plötzlich begann es zu regnen, und zwar nicht nur so ein kleiner Schauer. Die Tropfen waren fast so groß wie Golfbälle und prasselten auf das Dach herunter sodass ich das Gefühl hatte das irgendjemand den ganzen Atlantik über uns in einer halben Stunde ausschüttet! Woher kommt dieses ganze Wasser, habe ich mich immer wieder gefragt. Nach dem wir mit staunenden Blicken auf das Fenster gerichtet unsere Sachen ausgepackt hatten und es wieder aufgehört hatte zu regnen gingen wir ins nahegelegene Clubhaus und trafen dort die anderen Praktikanten. Insgesamt sind es Neun aus ganz Deutschland, alle Studenten die eine Auslandsbaustelle erleben wollen.


Das Camp ist von einem hohen Sicherheitszaun umgeben und aufgeteilt in verschiedene Bereiche. Es gibt einen Teil für Familien, einen Teil für Studenten bzw Praktikanten und einen Teil für Mitarbeiter, die alleine eine Wohnung haben, jedoch alle aus Deutschland. Außerdem gibt es im Camp Tennisplätze, ein Volleyball- und Fußballfeld, ein Pool, Fitnessräume, einen Grillplatz, ein Supermarkt, ein kleines Krankenhaus und eben das Clubhaus, in dem man sich abends trifft.


Arbeitszeiten sind von 7.00 bis 18.00 Uhr auf der Baustelle. Das heißt wir werden um 6.45 Uhr abgeholt, zum Glück ist der Weg nicht so weit. Am Anfang fiel es mir wirklich schwer mit dem frühen Aufstehen aber zu der Zeit ist schon wirklich viel los auf den Straßen und fast alle scheinen schon beschäftigt zu sein. Im Laufe des Tages kann es oftmals vorkommen, dass es plötzlich einen Stromausfall gibt. Das liegt daran, dass die Stromnetze nicht besonders gut ausgebaut sind und oftmals überlastet. Deswegen hat jedes größeres Gebäude einen eigenen Generator, der in solchen Fällen anspringt. Auf der Baustelle im Büro gibt es zusätzliche Batterien an denen die PC’s hängen, sodass die Zeit überbrückt werden kann bis der Generator angesprungen ist und sodass der Rechner nicht gleich abstürzt. Also es ist wirklich ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber das gehört hier zum Alltag!


Auf dem Weg von der Baustelle nach Hause bleibt einem nur zu hoffen, dass die Kreuzungen und Kreisverkehre nicht allzu sehr überfüllt sind denn dann kann es sein dass man sich eine Stunde nicht von der Stelle rührt, da die Afrikaner nicht in der Lange sind sich geordnet im Verkehr zu verhalten. Ich will damit nicht sagen, dass in Deutschland der Verkehr immer perfekt läuft, aber hier gibt es keine Fahrbahnbegrenzung, keine Ampeln, kaum Schilder, keine Geschwindigkeitsbegrenzung (bzw. es hält sich keiner dran), dafür einige 20 cm Schwellen, welche als einzige die Autos  zum langsam Fahren zwingen, auch mitten auf der Autobahn.  Es gibt eigentlich nur eine Regel: Siehst du irgendwo eine Lücke, dann fahr hinein! Besonders extrem ist es, wenn anfängt zu Regnen, denn dann wollen alle möglichst schnell nach Hause jedoch dadurch geht es eher chaotischer und langsamer zu.


Also ihr seht, dass es wirklich eine andere Welt ist, und man sich so ein bisschen dran gewöhnen muss, aber ich bin neugierig, was das Land noch so alles zu bieten hat! Das mit dem Internet gestaltet sich auch als eher schwierig, da ich weder beim Arbeiten noch in der Wohnung einen Zugang habe. Ich weiß noch nicht wann ich diesen Bericht hochladen kann, aber werde euch auf dem Laufenden halten sobald ich die Möglichkeit dazu habe!