It's time to say good bye

Jetzt ist es also leider schon wieder bald so weit: Der Heimflug steht vor der Tür, die Sachen müssen gepackt werden und eine letzte Abschiedsparty wird organisiert. Dieses mal sind es sogar vier Studenten, die gleichzeitig ausreisen: Waldemar, ein Komilitone von mir aus Mosbach, der auch mit mir eingereist ist, Phillip, ein Freund der etwas früher nach Hause fliegt wegen einer Hochzeit und Mathias, ein Kollege von der Baustelle, mit dem ich die letzten Monate zusammen gearbeitet habe.

In den letzten Wochen haben wir jedoch nicht nur unsern Abschied gefeiert sondern auch andere sind in den Urlaub oder wieder komlett nach Deutschland geflogen. Das heißt wir waren dann zum Schluss nur noch zu sechst, und wenn wir vier weg sind dann sind es nur noch zwei kleine Negerlein... Aber es sinf am Monatag auch schon wieder zwei neue Studenten gekommen. Seit Mitte Juli konnten wir sechs dann alle in einem Haus wohnen und haben zusammen noch einiges erlebt.

 

Am letzten Juliwochenende durften wir in Geländewagen bei einer Off-Road-Tour mitfahren. Das war wirklich ein Abendteuer! Aus den verschiedenen Abteilungen haben manche Mitarbeiter private besonders geländegängige Fahrzeuge. Diese werden immer wieder an Wochenenden auf kleinen Touren ausgefahren oder auch über mehrere Monate durch den Kontinent. Am Sonntagmorgen sind wir in vier Fahrzeugen aufgebrochen und sind nach ca. einer halben Stunde auf der Straße in den Busch abgebogen. Ich bin in einer Mercedes G-Klasse mitgefahren. Relativ kurzer Radstand, Allradgetriebe, Differezialsperre, kleine Untersetzung usw. Das ist schon ein anderes Fahrgefühl als mit einem PKW. Wir sind ordentlich durch geschüttelt worden, sind durch Gräben, durch Gestrüpp und über steile Felsen als wäre nichts dabei:

 

Auf der Tour ist aber auch einiges passiert: Wir hatten 2 Platten, mussten uns gegenseitig aus dem Matsch mit den Seilwinden ziehen und wir sind sogar im Fluss stecken geblieben, weil der Motor keine Luft mehr ansaugen konnte und dann total voller Wasser gelaufen ist!!!! Die schöne G-Klasse... Die restliche Strecke wurden wir dann abgeschleppt, durch den Busch. Das war eine Herausforderung! Letztendlich haben wir es aber dann doch geschafft zu einem Grillplatz, auch wenn es dann etwas später war als ursprünglich geplant.

 

Am ersten Augustwochenende waren wir im Zoo des Präsidenten. Vor einigen Jahren wurde dieser angelegt, für das Staatsoberhaupt, welches vor dem jetztigen regierte. Wenn er sich „seine“ Tiere anschauen wollte, dann war natürlich der komplette Park nur für ihn gesperrt. Ansonsten war er auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Der aktuelle Präsident interessiert sich wohl nicht so sehr dafür und dementsprechend sieht es in dem Park auch aus. Leider kümmert sich auch sonst niemand so wie man es machen müsste, sodass die Tiere einigermaßen gesund leben können: Die Tiere werden in zu kleinen Gehegen gehalten, alles ist ziemlich verschmutzt und wer weiß wie oft die Tiere gefüttert werden. Manche sahen wirklich nicht besonders glücklich aus. Trotzdem hat sich der Besuch gelohnt, da wir sonst leider nicht so weit in die Wildnis kommen und ich jetzt immerhin eine Giraffe, Krokodile, Affen, Riesenschildkröten und Zebras in Afrika gesehen habe.

 

Am Tag darauf waren wir noch mal wandern (da die Mountainbikes leider an andere verliehen waren) auf einer Anhöhe oberhalb von Abuja. Das war wirklich schön, leider war es wieder bewölkt, sodass die Sicht eingeschrängt war. Das gehört eben zur Regenzeit auch dazu. Ich war mal wieder überrascht wie viel man doch um die Stadt herum direkt alles unternehmen kann und wie schnell man doch im total kräftig grünen Busch ist.

 

Auf den Märkten hier in der Stadt ist es noch viel Natürlicher dass sich die Menschen ihre Kleidung maßschneidern lassen. Dementsprechend gibt es einige Schneider die dieses Handwerk anbieten, die Konkurrenz ist groß und der Preis kann niedrig gehalten werden. Das mussten wir Weißnasen natürlich auch mal ausprobieren. Aber allein die Stoffauswahl ist schon echt gigantisch und es ist nicht einfach sich da für einen zu entscheiden! Letztendlich habe ich mir einen einfarbigen Stoff für ein Hemd mit europäischen Schnitt ausgesucht und einen knall bunten für ein traditionelles nigerianisches Gewand und bin damit zu zwei verschiedenen Schneidern gegangen. Das Ergebnis war echt gut, auch wenn wir drei Mal hin mussten bis es wirklich fertig war: zum ersten versprochenen Abholtermin haben die Ärmel noch gefehlt, beim zweiten Termin haben die Knöpfe noch gefehlt, erst beim dritten Mal war es dann wirklich fertig. Mit der Pünktlichkeit haben es die Afrikaner eben nicht so aber das gehört eben auch dazu:)


Da im kompletten Juli das Clubhaus und der Pool in unserem Camp renoviert worden ist, sind wir zum Schwimmen immer in das andere Berger-Camp gefahren, mit dem Shuttle-Bus ca 15 min. Der Zeitpunkt war in sofern günstig gewählt da die ganzen Familien zur Zeit in Deutschland ihre Sommerferien verbringen und daher insgesamt viel weniger los ist. Daher bin ich oft direkt nach der Arbeit mit Kollegen dort hin gefahren, bin einige Bahnen geschwommen, habe dort im Clubhaus gegessen und dann erst zurück nach Hause gefahren. Dadurch habe ich das Kraulen trainiert und kann jetzt 2 km ohne Probleme in einer Stunde schwimmen. Für Olympia reicht es zwar noch nicht, aber ich bin trotzdem Stolz darauf;)

 

Natürlich habe ich in meinem Alltag auch einiges auf der Baustelle erlebt und musste meine Projektarbeit schreiben. Aber die habe ich in den letzten Tagen zum Glück auch fertigstellen können, sodass dem Rückflug jetzt eigentlich nichts mehr im Wege steht. Am Wochenende wird erst mal noch Abschied gefeiert: von Samstag auf Sonntag fahren wir ein letztes Mal an den Usumadamm (Stausee), am Sonnagnachmittag wollen wir nach dem letzten Mal Volleyball zusammen Pizza essen und am Montag wollen wir auf der Baustelle zusammen ein Abschiedsgrillen machen. Am Dienstag wird gepackt und am Mittwoch ist schon der Rückflug! Ja, gegen Ende verfliegt die Zeit immer schneller... In Deutschland werde ich dann noch einige Tage in Wiesbaden sein um meine Projektarbeit kontrollieren und drucken zu lassen, bevor es ab in den Urlaub geht und dann das nächste Semester in Mosbach beginnt.

 

In den letzten 4 Monaten habe ich unheimlich vielseitige Erfahrungen auf diesem für mich ganz neuen Kontinent machen können, dafür bin ich total dankbar. Man hört immer viel über Nigeria jedoch kann ich das jetzt etwas besser einordnen. Natürlich ist es immer noch ein fremdes Volk für mich, aber es tut doch gut die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Bei einigen Situationen im Straßenverkehr, auf dem Markt oder wenn die Kellnerin im Restaurant eine Stunde nach der Bestellung einem sagt, dass es das bestellte Fleisch zur Zeit nicht gibt dann kann ich nur den Kopf schütteln. Auf der anderen Seite sind die Nigerianer nach den Schweizern auch mit die glücklichsten Menschen auf der Welt, laut Statistiken. Also es gibt hier unheimlich viel zu entdecken und ich kann jedem eine Reise nach Afrika nur empfehlen, auch wenn man natürlich mit den politischen Verhältnissen aufpassen muss, wo man sich aufhält. Was das Studium angeht habe ich vieles auf der Baustelle gesehen was ich davor nur in Skripten gelesen habe. Das ist natürlich in der Praxis alles viel besser zu verstehen als in der Theorie. Darum bin ich froh, dass ich diese Möglichkeit hatte auf so einer großen Baustelle zu arbeiten, und dann auch noch in Abuja!!! Mal sehen, wo es mich als nächstes hin verschlägt. Vielen Dank für eure Briefe, Emails, Bilder undTelefonate, sodass ich mitbekommen habe, was in der restlichen Welt so abgeht.

 

Bis bald, euer Hendrik