Von Küste zu Küste

Es ist Donnerstagabend. Ich bin gerade von einem kleinen Spaziergang im Sonnenuntergang an einem der Strände in Vancouver zurück gekommen. Die Speicherkarte ist voll mit einigen hoffentlich tollen Aufnahmen vom Pazifik und den ruhig liegenden Schiffen darin, Volleyball spielenden Kanadiern im Sand und den Bergen im Hintergrund. Diese Metropole fasziniert mich nach den ersten zwei Tagen schon sehr. Gestern bin ich leider im Regen angekommen, aber heute war es total trocken und sonnig, das habe ich ausgenutzt und genossen!

 

Vor ca. einem Monat habe ich in Toronto noch einmal ein bisschen gearbeitet. Total unkompliziert hat das geklappt, als ich Garry gefragt habe, ob ich ihm in seinem Team noch mal ein bisschen helfen kann. Zusammen haben wir Fenster eingebaut und Möbel bei einem Umzug transportiert. Ich habe dort nicht besonders viel Geld verdient, dafür zum Beispiel einen Fahrradständer für meinen Ford von einem Freund (Schweißer) von Garry bekommen. Das war echt super. Letztes Jahr im November habe ich schon samstags mit ihm „inexpensive house improvements“ gemacht.

Gewohnt habe ich in der Zeit bei einem Freund, ziemlich in der Innenstadt. Das war natürlich super, Toronto, Innenstadt, im 8. Stock, aber auch mit Tiefgarage. Das war echt ein bisschen knapp mit meinem großen Ford, aber es hat geklappt:)

Direkt in der Stadt habe ich auch die ersten Frühlingsblumen entdeckt. Es ist wirklich unglaublich, fast der ganze Schnee ist jetzt weg (zumindest in der Stadt) und die ersten Blumen sind zu sehen! Es war auch für Kanadier wohl ein außergewöhnlicher und langer Winter mit viel Schnee und Kälte aber jetzt kommt der Frühling und der Boden taut langsam auf! Juhuuuuuuu!:)

 

Mitte April bin ich wieder los gezogen, weiter in Richtung Westen, also in eine mir noch völlig unbekannte Gegend. Der Rückweg vom Atlantik nach Toronto war recht einfach, da ich mich dort schon einigermaßen auskannte. Jetzt hieß es wieder: Neuland, erstmal nach Orillia, in der Nähe von Barrie. Auf dem Weg dort hin bin ich ein Stück auf Nordamerikas größter Autobahn gefahren. Das war ein Erlebnis! Sage und Schreibe 24 Spuren gibt es dort nebeneinander!!! 6 Spuren mit ein und Ausfahrten, also zum langsamer Fahren und innen 6 Spuren für alle diejenigen, die durchfahren wollen. Das auf jeder Seite macht 24 Spuren insgesamt! Zum Glück war ich dort nicht im Feierabendverkehr...

In Orillia habe ich über ein Wochenende die Schwester Lil von Freunden in Moncton, New Brunswick besucht. Sie und ihr Mann backen jede Woche frisches Brot für einen Bauernmarkt. Dabei habe ich ein bisschen geholfen und leckeres Brot gekostet, das nicht so schmeckt wie normales nordamerikanisches, luftaufgeblasenes Brot oder Toast:) An diesem Wochenende habe ich aber auch noch eine andere sehr interessante Erfahrung gemacht: Der Nachbar Daniel züchtet Python schlangen in seinem Keller. Er hat ca. 50-60 Stück zurzeit und wenn sie das richtige Alter haben werden sie per Post durch die ganze Welt verschickt. Damit kann man wohl richtig Geld machen. Sie sind unkompliziert zu füttern und nicht gefährlich. Also, warum nicht? So finanziert er sein Studium:) Wer mit dem Gedanken spielt sich auch eine Schlange zu kaufen, hier die Adresse: http://genesispythons.com/


Wenig später bin ich weiter gezogen nach Sault Ste Marie (eine ursprünglich französische Stadt) und nach Thunder Bay. Dort habe ich wieder sehr gute Erfahrungen gemacht mit Couchsurfing, denn ich habe bei Scott übernachtet. Er ist nur wenig älter als ich und arbeitet in einer sozialen Jugendeinrichtung für Schüler, die aus den Reservaten kommen und in die Stadt in die Schule gehen. Unter der Woche sind sie bei Gastfamilien untergebracht. Diese kümmern sich im Allgemeinen jedoch recht wenig um sie und deswegen versucht Scott mit seinem Team ein attraktives Nachmittags- und Abendprogramm für diese Schülern zu gestalten, um ihnen den „richtigen Weg in der Stadt“ zu zeigen. Es war super interessant sich mit ihm darüber zu unterhalten. Er sieht lustig aus und wir hatten viel Spaß zusammen:) Wer mehr über das Netzwerk Couchsurfing an einem Beispiel in Deutschland wissen will kann sich hier informieren: (Ich kann es nur empfehlen!!!)

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/67/466647/text/

 

Auf dem langen Weg durch Ontario bin ich an riesigen Seen (vor allem Lake Huron und Lake Superior) entlang gefahren, bin durch tolle Wälder gekommen und habe auch beeindruckende Wasserfälle erlebt. Zum Beispiel die Kakabeka Falls haben mir gut gefallen, noch mit viel Eis und auch Schnee (siehe Bilder)!

 

In der nächsten westlichen Provinz, genannt Manitoba (wieder in einer anderen Zeitzone) habe ich schon vor der einzigen großen Stadt Winnipeg die ersten Einblicke in die Prärielandschaft bekommen. Dazu aber später mehr. In Manitobas Hauptstadt war ich zur Zeit der großen Flut. Sicherlich wurde davon auch in Europa berichtet. Wegen dem vielen Schnee gab es in diesem Frühling besonders viel Schmelzwasser, das sich im Red River sammelte. Das wurde zu einem richtigen Problem, viele Sandsäcke wurden zu Mauern aufgeschichtet, damit nicht die ganze Innenstadt unter Wasser steht! Ben ist ein guter Freund von Greg dem Familienvater, den ich in Ottawa/Gatineau kennen gelernt habe. Wie bekannt Greg ist wurde mir erst hier richtig klar. Als Politiker ist er viel unterwegs und hat viele gleichgesinnte Freude im ganzen Land. Von einigen davon hat er mir die Email-Adresse gegeben, sodass ich sie kontaktieren und besuchen konnte. Das ist echt klasse. Ben hat mir viel in Winnipeg gezeigt und mir vieles interessantes über die Geschichte erzählt. Nicht nur über das Regierungsgebäude, auch über die neuen besonders umweltfreundlichen Hochhäuser in der Stadt und über das Hochwasser im Red Rriver.

Kurz bevor ich Manitoba verlassen habe war ich ziemlich erfolgreich bei einer Fahrradversteigerung. Die Polizei hat alle gestohlenen aber nicht wieder abgeholten Räder versteigert, die in manchmal gutem manchmal auch weniger gutem Zustand sind. Hunderte von Menschen waren in einer Eishockeyarena, jeder hat eine Nummer bekommen. Auf einer Bühne wurden die Räder versteigert und teilweise zu echt hohen Preisen verkauft. Ich habe recht günstig 2 Fahrräder bekommen (eins für mich und eins für meine Freundin Lea aus Deutschland, die mich in Vancouver besuchen kommt). Das eine musste zwar noch in eine Werkstatt, aber sonst laufen sie echt gut und ich muss seit dem nicht mehr mit meinem großen Ford in der Innenstadt fahren und Parkplätze suchen. Das ist echt spitze und vor allem auch Sprit sparend! Endlich kann ich auch den Fahrradständer an meinem Auto benutzen den ich schon seit Toronto habe:)

 

Wenn man Kanadiern erzählt, dass man die Prärie mit dem Auto durchqueren will dann bekommt man meist zur Antwort: „Was? Bist du verrückt? Das ist flach und so langweilig, dort gibt es nichts zu sehen, nur Autobahn, Stromleitung und Eisenbahngleis parallel nebeneinander, also reine Zeitverschwendung!“. Ja, dieses Gebiet Kanadas ist nicht besonders beliebt, aber ich bin trotzdem durchgefahren und habe es sehr genossen! Ich bin sogar eine Woche auf einem Bauernhof dort geblieben um richtig ein Gefühl für diese Weite zu bekommen (Danke Michael, für den Tipp!). OK, viele Menschen leben dort nicht, es gibt keine Berge dort und kaum Hügel, aber ab und zu wachsen Bäume, wenn man sie auf dem sandigen Boden pflanzt und riesige Flächen von Getreide werden dort jedes Jahr geerntet. Es war allein schon eine Herausforderung, den richtigen Weg durch Saskatchewan zu finden (wieder eine neue Zeitzone, da dort die Uhr nicht auf Sommerzeit umgestellt wird):

The best way is to take Hwy#1 to Brandon, at Brandon turn south on Hwy#10 and go about 25km until you hit Hwy#2 west. Go west through the towns of Souris, Pipestone, Reston and Sinclair until you hie the Saskatchewan border, about 100km from the turn off. At the Saskatchewan the highway turns into number 13, take this through the towns of Antler, Redvers, Manor and Carlyle. Turn south on Hwy#9 at Carlyle and go about 19km. There is no sign at our road so you will have to watch for three large oil tanks on the right side of the highway. These tanks are about 1km before our road. Take the first road to the right after these tanks. You will now be on a gravel road, go 4.5km and we are on the north (right) side of the road. Our house is surrounded by trees so it is hard to see. We have a greenhouse in the field on the east side of our yard. If you have any problems or questions please call us at ....

 

Als ich dort jedoch angekommen bin wurde ich total freundlich empfangen und habe einiges erlebt: Angefangen beim täglichen Tiere füttern und Eier einsammeln über das Vorbereiten des Ackers für die Aussat bis hin zum kastrieren der kleinen Schweine, alles habe ich mitgemacht und viel Spaß gehabt mit Warren und Jamie!