Gut angekommen in Canada

Viele Grüße aus der größten Stadt Kanadas!
Im bewölkten Frankfurt hat die Boeing 777 der Fluggesellschaft Air Canada abgehoben und nach ziemlich genau 8 Stunden und 20 Minuten in einer Flughöhe von 34 000 Fuß ist sie wieder gelandet, im bewölkten Toronto. Also was das Wetter angeht musste ich mich erstmal nicht umstellen, zum Glück wurde es die folgenden Tage sonniger, meist ohne Regen.

Noch bevor ich meinen Rucksack im Flughafengebäude wiederbekommen habe, musste ich zum „Immigration Office", dem bewaffneten Angestellten alle Fragen beantworten soweit ich konnte, zum Beispiel warum ich in Kanada bin, was ich dort machen will, was ich arbeiten werde usw. Vom Flughafen aus hab ich mich in einen Bus gesetzt, um zum Canadiana Backpackers Hostel zu kommen. Im Bus hat mich plötzlich eine Frau von hinten angesprochen, und wollte wissen, ob ich ein backpacker bin. Selbstverständlich antwortete ich ganz freundlich „yes, I am". Daraufhin sie: „ But it gonna be cold".Erst zögerte ich und antwortete dann: „yes I know... ...but I hope I will not sleep outside". Ein bisschen überrascht war ich schon und überlegte mir, wie kalt es wohl im letzten Winter war, sodass die Menschen einen jetzt schon am 1. Oktober im Bus auf den nächsten Winter ansprechen!

Im Hostel angekommen, lernte ich gleich viele Menschen kennen, zum Beispiel Deniz aus Irland und Kjell aus Holland. Deniz hat das gleiche vor wie ich, also sind wir gemeinsam am nächsten Tag zur „Orientation". Dort haben wir viele wichtige Infos bekommen, zum Thema wie bewerbe ich mich, wie bekomme ich meine Sozialversicherungsnummer, wo kann ich schlafen, was sollte ich beim reisen beachten usw.
Ich hab von der Organisation step-in 2 Tage im Hostel bezahlt bekommen, und bin dann eben auf eigene Kosten erst mal geblieben, da es mir ganz gut gefallen hat, und ich ein bisschen Zeit gebraucht hab, um ein Zimmer und Job zu finden.

Dort hab ich mich besonders gut mit Deniz, Kjell (Student, auch auf Wohnungssuche), mit Antony einem Franzose (hier zum arbeiten, schon das 2. mal) und Mark und Freunden aus Schottland verstanden. Alle hatten ähnliche Pläne wie ich und es war sehr interessant sich mit ihnen auszutauschen.
Gemeinsam waren wir abends öfters unterwegs, das heißt ein Mal im Kino, gemeinsam essen in Chinatown, wir haben Canadisches Bier im Black Bull probiert, waren in der Disko oder haben einfach beim barbecue im Hostel mitgemacht.

Das heißt ich war eigentlich immer, vor allem im Hostel, von vielen Menschen umgeben, aber ich hatte nicht immer Lust mich mit ihnen zu unterhalten. Deswegen war ich auch immer wieder bewusst alleine und hab zum Beispiel einen Spaziergang mit Kamera am Hafen entlang gemacht. Dabei ist mir klar geworden, wie gut ich es doch hatte in Deutschland, mit den ganzen Freunden, die ich schon über Jahre hinweg kenne und genau weiß wie sie so ticken. Trotzdem freue ich mich immer wieder darauf Menschen kennen zu lernen, die ganz anders ticken, auch wenn ich sie nicht immer ganz verstehe:)
Deutsche gabs auch ab und zu aber ich hab mich meistens nicht selbst als einer gezeigt. Die einzige Deutsche vor der ich auch einige gute Tipps bekommen hab ist Franzi. Sie kommt aus Hannover und ich hab sie übers Internet (Step-in) kennengelernt. Sie ist schon seit August hier und arbeitet im Hostel.

Nach ein paar Bewerbungen per email hab ich auch einige Application-Formulare für verschiedene Coffeestores ausgefüllt und habe sie bei Filialen in der Nähe vorbeigebracht. Bei Tim Hortens wurde ich glücklicherweise gleich zu einem „Interview" am Folgetag eingeladen.
Es hat sich raus gestellt, dass sie momentan Mitarbeiter brauchen, da es jetzt wieder kalt wird, und die Menschen heißen Kaffee trinken wollen, so die Begründung. Ich wurde also schnell eingestellt und bin jetzt froh, dass ich einen Job bei Tim Hortons hab. Dort schenke ich Kaffee aus, verkaufe Muffins, Donuts und Sandwiches, 8 h am Tag, 5 Tage die Woche. Es gibt keinen besonders guten Stundenlohn, aber das Geld summiert sich, zum Glück.

Ein Zimmer habe ich nach insgesamt 3 verschiedenen und Zimmerbesichtigungen letzten Mittwoch gefunden und am Freitag bin ich gleich eingezogen. Das Passende zu finden war nicht einfach, da es für mich ja nur für eine kurze Zeit sein sollte, möglichst ab sofort und dann noch einigermaßen in der Innenstadt.
Das Zimmer das ich jetzt hab ist nicht so der Luxus, aber den brauche ich ja auch nicht. Also es ist im ersten Stock, hat ein großes Fenster, ist eingerichtet und nicht so teuer. Badezimmer und Küche kann ich mit 3 anderen Mitbewohnern, mit denen ich echt gut zurecht komme, teilen. Wilson aus Brasilien macht hier für 3 Monate an der Uni einen Sprachkurs, Mila aus Prag hat ein Ingenieursstudium schon abgeschlossen und arbeitet jetzt hier erst ein paar Monate, um mal ein anderes Land außerhalb Europas kennen zu lernen (er war auch schon für ein Auslandssemester in Hamburg und meint, dass dort alles besser ist, als hier). Dav ist aus Indien und studiert hier Informatik.
Leider wohnen wir nicht so direkt in der downtown, sind aber gut an Lebensmittelgeschäfte und öffentliche Verkehrsmittel angebunden. Ich bin echt froh, dass ich mal mein Rucksack ausräumen konnte.

Am Freitag Abend dann war ich eigentlich verabredet, mit einigen Freunden aus dem Hostel, leider hat das dann nicht so geklappt, wie vereinbart. Erst war genervt, und hatte keine Lust den Abend allein zu verbringen, doch dann hab ich angefangen mein Zimmer auf- und einzurichten, ich hab meinen Papierkram sortiert (Step-in Infos, nicht mehr aktuelle Lebensläufe, Adressen usw.) hab dabei SWR 3 übers Internet gehört und war plötzlich total zufrieden mit der Situation. Jetzt fühle ich mich richtig wohl in meinem ersten „Zu hause" in Kanada.
Gestern haben Mila, Wilson und ich 3 Freunde (aus Korea und Taiwan) von Wilson am Hafen getroffen. Von dort aus sind wir mit einer kleinen Fähre auf die Inseln vor Toronto gefahren. Diese Inseln sind erst 1858 entstanden, nach dem ein Hurrikan dafür gesorgt hat, dass statt einem kilometerlangen Sandstrand einen Kanal die Stadt von den neu entstandenen Inseln getrennt hat. Auf diesen haben wir uns also aufgehalten für ein paar Stunden, haben lustige Bilder gemacht, Frisbee gespielt und am „Beach" ein bisschen im kalten Wind gefroren, trotz der Sonne.

Ja, was gibts zu berichten nach knapp 2 Wochen in der 5.4 Mio Einwohnerstadt? Das erste ist wohl, dass es eine Stadt ist mit unglaublich vielen verschiedenen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern. Toronto wird seinem indianischen Namen, der Sammelplatz bedeutet, gerecht. Überraschender Weise gibt es auch viele Asiaten. Ich dachte dass sie vor allem an der Westküste Kanadas zu finden sind.
So wie es momentan aussieht werde ich bis zum 1. Dezember hier bleiben, da ich bis zu diesem Zeitpunkt das Zimmer bezahlt habe. Natürlich schmiede ich schon weitere Pläne, zum Beispiel hab ich vor Freude aus Taizé in der Nähe von Ottawa, der Hauptstadt Kanadas zu treffen. Dann will ich jedoch auch bald schon weiter, und wenn alles klappt, dann werde ich vielleicht Weihnachten im extremen Winter an der Ostküste, zum Beispiel in Halifax verbringen.